Rizinus und Rizinusöl

Rizinus ist eine Pflanze mit großen grünen oder roten Blättern. An der Pflanze wachsen glänzende, marmorierte Samen. Diese Samen sehen schön aus, sind aber sehr gefährlich. Schon wenige zerkauter Rizinussamen können für Kinder und Erwachsene lebensgefährlich sein. Deshalb dürfen Kinder niemals mit diesen Samen spielen oder sie als Kette oder Schmuck tragen. (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung)

Rizinusöl wird aus den Samen gepresst. Beim richtigen Pressen und Reinigen wird das giftige Eiweiß Rizin entfernt. Das fertige Rizinusöl enthält dieses Gift nicht mehr und ist daher nicht wie die Samen giftig. Trotzdem ist Rizinusöl kein normales Speiseöl für den Alltag. Es ist ein sehr starkes Öl, das vor allem als Abführmittel in der Medizin benutzt wird. Schon kleine Mengen können starken Durchfall und Bauchkrämpfe auslösen. Deshalb sollte Rizinusöl nur nach Rücksprache mit einem Arzt und genau nach Packungsanweisung eingenommen werden.

Rizinus – die Pflanze hinter dem Öl

Rizinus, botanisch Ricinus communis, ist eine schnell wachsende Pflanze, die ursprünglich aus den Tropen und Subtropen Afrikas stammt. Heute wird sie weltweit als Zierpflanze in Gärten oder Parks und als Ölpflanze angebaut. Die Pflanze bildet auffällige, sternförmige Blätter und stachelige Samenkapseln, in denen die marmorierten Rizinussamen liegen. Aus diesen Samen wird durch Kaltpressung und anschließende Aufreinigung das bekannte Rizinusöl gewonnen.

Warum Rizinussamen so gefährlich sind

Die Rizinussamen enthalten das hochgiftige Eiweiß Rizin. Bereits wenige zerkauter Samen können bei Kindern lebensbedrohliche Vergiftungen auslösen, bei Erwachsenen reichen je nach Körpergewicht schon einige Samen, um eine schwere Intoxikation zu verursachen. Typische Beschwerden nach oraler Aufnahme von Rizin sind starke Übelkeit, Erbrechen, heftiger Durchfall und Bauchschmerzen; bei schweren Verläufen kann es zu Kreislaufversagen und Organversagen kommen. Daher warnen Fachinstitutionen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausdrücklich davor, Rizinussamen als Souvenir, Schmuck oder Spielzeug zu verwenden, insbesondere in Haushalten mit Kindern.

Rizinusöl enthält kein Rizin – aber sehr viel Energie

Beim technisch korrekt hergestellten Rizinusöl wird das Eiweiß Rizin durch Pressung und Raffination entfernt. Das fertige Öl enthält daher praktisch kein Rizin mehr und wirkt nicht wie der Samen selbst giftig. Aus Sicht der Nährwerte ist Rizinusöl ein nahezu reines Fett. Es handelt sich vor allem um die spezielle Fettsäure Rizinolsäure, daneben kleinere Anteile anderer gesättigter und ungesättigter Fettsäuren. Damit ist Rizinusöl extrem energiedicht und trägt im Fall einer oralen Einnahme stark zur täglichen Kalorienzufuhr bei, ohne zusätzliche Nährstoffe wie Vitamine oder Proteine zu liefern.

Rizinusöl als Abführmittel – nur kurzzeitig und unter ärztlicher Begleitung

Medizinisch wird Rizinusöl schon lange als starkes Abführmittel eingesetzt. Im Dünndarm wird die Rizinolsäure freigesetzt, die die Darmschleimhaut reizt, die Darmbewegung anregt und so den Stuhl schneller in Richtung Dickdarm transportiert. Klinische Übersichten betonen, dass der einzige zugelassene gesundheitliche Nutzen von Rizinusöl die kurzfristige Behandlung von Verstopfung ist. Die Wirkung setzt meist innerhalb weniger Stunden ein und kann sehr heftig sein. Mögliche Nebenwirkungen sind krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Kreislaufprobleme und ein Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten. Deshalb wird Rizinusöl heute nicht mehr als Mittel der ersten Wahl bei Verstopfung empfohlen; sanftere Alternativen wie Ballaststoffe, Macrogol oder Lactulose gelten als besser verträglich. Besonders Schwangere, Kinder, ältere Menschen und Personen mit Herz-, Nieren- oder Darmerkrankungen sollten Rizinusöl nur einnehmen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin das ausdrücklich empfiehlt und genaue Dosierungsangaben macht.

Rizinusöl in Kosmetik und Hautpflege

Außerhalb der Ernährung ist Rizinusöl vor allem in der Kosmetik bekannt. Es wird für Haarspitzen, Augenbrauen und Wimpern, für Nagelbäder oder als Bestandteil von Salben und Cremes eingesetzt. Das Öl ist relativ zähflüssig und zieht langsam ein, kann die Haut aber geschmeidig wirken lassen und als schützender Film dienen. Hersteller werben häufig mit pflegenden Effekten auf die Haarstruktur und die Kopfhaut. Wissenschaftliche Daten speziell zu kosmetischen Wirkungen sind begrenzt, die meisten Erfahrungen stammen aus traditioneller Anwendung. Wichtig ist ein Test an einer kleinen Hautstelle, da manche Menschen auf pflanzliche Öle mit Reizungen oder allergischen Reaktionen reagieren. In die Augen sollte das Öl nicht gelangen, und auf offene Wunden gehört es ebenfalls nicht.

Trend-Anwendungen wie Bauchnabel-Öl und Castor-Packs

In sozialen Medien werden immer wieder besondere Anwendungen von Rizinusöl angepriesen, zum Beispiel das Einreiben des Bauchnabels oder sogenannte Castor-Packs auf dem Bauch, die angeblich den Darm entgiften, Hormone ausgleichen oder das Immunsystem stärken. Fachartikel weisen jedoch darauf hin, dass es für solche Versprechen kaum belastbare wissenschaftliche Belege gibt. Zwar kann die Kombination aus warmem Öl, sanfter Massage und Ruhe ein angenehmes Wohlgefühl erzeugen und indirekt die Verdauung unterstützen, allerdings eher durch Entspannung als durch eine spezifische Wirkung des Öls. Problematisch wird es, wenn Menschen bei anhaltenden Beschwerden wie Blähungen, Schmerzen oder chronischer Verstopfung nur auf solche Trends setzen und notwendige medizinische Untersuchungen hinauszögern.

Sicherheit im Alltag: Samen wegräumen, Öl bewusst einsetzen

Für den Alltag ergibt sich aus all dem ein klares Sicherheitsprofil. Rizinussamen gehören nicht in Kinderhände, nicht in Schalen zur Dekoration und nicht in Bastel- oder Schmuckmaterial, insbesondere nicht in Haushalten mit Kindern oder Haustieren. Kommt es dennoch vor, dass ein Kind oder Erwachsener Rizinussamen zerkaut oder verschluckt, sollte umgehend eine Giftinformationszentrale oder der Notruf kontaktiert werden. Beim Öl gilt: Es ist zwar frei von Rizin, aber als starkes Abführmittel hat es deutliche Nebenwirkungen und ist kein harmloses Hausmittel. Wer unter Verstopfung oder anderen Verdauungsproblemen leidet, sollte die Ursachen ärztlich abklären lassen und Rizinusöl, falls überhaupt, nur kurzzeitig und mit fachlicher Begleitung einsetzen. Für die äußerliche Anwendung in der Kosmetik ist Rizinusöl in der Regel besser verträglich, solange es auf gesunde Haut aufgetragen wird und mögliche Unverträglichkeiten beachtet werden.

Rizinusöl im Kontext der Nährwertberechnung

Im Gegensatz zu gängigen Speiseölen wie Raps-, Oliven- oder Sonnenblumenöl ist Rizinusöl nicht für den regelmäßigen Verzehr als Lebensmittel gedacht, sondern in erster Linie ein Arznei- und Kosmetiköl. Für die praktische Planung von Mahlzeiten und die Bewertung anderer Fette findest du im Nährwertrechner zahlreiche Infos zu anderen Ölen.

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